Der World Spider Catalog umfasst über 53’500 wissenschaftlich beschriebene Spinnenarten – ein bedeutender Teil der globalen Biodiversität. Jede Art ist mit ihrem Namen, den ursprünglichen Beschreibungen, der Herkunft sowie Hinweisen zu Belegmaterial verzeichnet. So können Forschende weltweit Arten eindeutig bestimmen und neues Wissen darauf aufbauen. Der Katalog wird vom Naturhistorischen Museum Bern betrieben und ist frei zugänglich unter wsc.nmbe.ch.
Vom Bücherberg zur digitalen Wissensquelle
Die Grundlage des Katalogs entstand zwischen 1942 und 1998 in Form von vier umfangreichen Buchwerken mit über 12’000 Seiten. Das war zwar beeindruckend, aber unhandlich und nicht mehr zeitgemäss. Mitte der 1990er-Jahre erkannte der US-Arachnologe Prof. Norman Platnick das Potenzial des aufkommenden Internets und veröffentlichte im Jahr 2000 den ersten elektronischen World Spider Catalog – damals mit rund 38’000 bekannten Arten.
Seit 2014 hat das Naturhistorische Museum Bern die Betreuung übernommen und den Katalog auf eine moderne Datenbankbasis gestellt. Einzigartig ist, dass auch die komplette wissenschaftliche Literatur zu den Arten integriert wird: über 18’000 Fachartikel sind registrierten Nutzer:innen zugänglich, was dank den Schweizer Urheberrechtsbestimmungen möglich ist.
Artenvielfalt – und ein Ende ist nicht in Sicht
«Spinnen zeigen uns, wie reich die Natur ist und wie viel wir noch immer nicht kennen», sagt das Team des Weltspinnenkatalogs. Jede neue Art liefert ein Puzzleteil, um Ökosysteme besser zu verstehen und zu schützen. 1757 wurde die erste Spinnenart beschrieben – seitdem nimmt das Wissen rasant zu. In den letzten 25 Jahren kamen 15’000 neue Arten hinzu, im Schnitt 600 pro Jahr, und die Entdeckungsrate steigt weiter. Expert:innen schätzten einst, dass es weltweit rund 100’000 Spinnenarten geben könnte. Heute ist klar: Die tatsächliche Vielfalt dürfte weit höher sein.
Der Weltspinnenkatalog wird gemeinsam mit einem Dutzend arachnologischer Fachgesellschaften finanziert und von internationalen Expertenteams gepflegt. Die Plattform wird rund 1100-mal pro Tag aufgerufen und zählt 17’000 registrierte Nutzer:innen weltweit – die Zahl der Spinnenfachleute ist gross!
Für Rückfragen steht Ihnen zur Verfügung: Prof. Dr. Christian Kropf, Leiter und Kurator Biowissenschaften am Naturhistorischen Museum Basel, +41 61 266 55 44, christian.kropf@bs.ch